Quantcast
Channel: SvB-Blog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 54

Lady Bugs

$
0
0
Marienkäfer

Marienkäfer, engl.: „Lady Bug“

Es gibt kluge Frauen. Es gibt technisch begabte Frauen, ja, sogar Mathematikgenies. Wer das bestreitet, kennt sie nicht. Oder er kennt sie, will aber provozieren. Und das funktioniert. Wer hingegen darauf verweist, daß die meisten guten Programmierer Männer sind, der will nicht provozieren, meistens jedenfalls. Der teilt der Welt lediglich eine Beobachtung mit.

Ich nenne mal schnell einige Pioniere der IT, die ich im Kopf habe:

Es sind zufälligerweise genau zwanzig. Bestimmt ist die Liste alles andere als vollständig, aber es sind zwanzig Menschen, die für mein berufliches Umfeld, aber irgendwie auch für die ganze Welt, von immenser Bedeutung sind. Zwei davon sind Frauen. Ich würde das normalerweise nicht einmal erwähnen, denn in dieser Liste sind Leute, die wichtig sind. Leute, die allein deshalb kein Geschlecht haben, weil sie im Plural aufgezählt werden, wo es bekanntlich im Deutschen kein Geschlecht gibt, alles ist „die“.

Außerdem – das sieht man deutlich – es fehlen die Unternehmer: Kein Steve Jobs, kein Bill Gates. Auch Seymour Cray, Hermann Hollerith und Konrad Zuse sind wegen ihrer technischen Leistung in der Liste, nicht wegen ihrer unternehmerischen. Aber wieso schreibe ich das nun? Ganz einfach: Vorgestern habe ich behauptet, für je 1 „Nerdine“ 9 männliche Nerds aufzählen zu können. Nun ist es nicht zwingend notwendig, ein Nerd zu sein, um in diese Liste zu kommen, aber so ganz zusammenhanglos ist das alles nicht, ging es doch um die Frage, ob die Geschlechter gleich sind, wenn es um IT und Programmierung geht.

Ich bleibe dabei, das mit dem Unterschied ist solange wurst, solange man Menschen individuell würdigt, und augenblicklich trivial, wenn man die Statistik bemüht. Und genau daher ist es doch etwas besonders, wenn in der Liste eine Frau auftaucht. Nehmen wir Grace Hopper, Spitzname „Amazing Grace“. Die ist weitaus weniger bekannt als ihre „Nebenbei“-Erfindung.

Was hat sie als erstes entdeckt und beschrieben? Ein Programm lief und lief nicht. Es durfte nicht wahr sein – alles war hunderte male getestet, gecheckt, kontrolliert worden und doch stürzte die Software immer an derselben Stelle ab, bei einem bestimmten Speicherplatz im Kernspeicher („core“). Der hieß so, weil damals ein Bit ungefähr so viel Speicherplatz brauchte wie ein (großer) Stecknadelkopf. Und billig war es auch nicht, pro Bit(!) rechnete man etwa einen Dollar Kosten. Nimmt man einen Spielfilm, nicht HD natürlich, Spieldauer etwa 2 Stunden, so braucht man dafür etwa 1 GB Speicherplatz. Diesen Film zu speichern hätte damals 1024 x 1024 x 1024 x 8 = 8.589.934.592 Dollar gekostet. Natürlich hätte man das eh nicht gemacht, man konnte damals nämlich noch jedes Bit „klacken“ hören, die Speicherung hätte also vermutlich länger gedauert als der Film.

Und jetzt ahnt man, was passiert ist: Eine Motte („bug“) war in den Kernspeicher geflogen und kurzschließenderweise zwischen zwei Kernen verendet. Frau Hopper entfernte die Motte („debugging“) und das Programm lief. Das hat sie niedergeschrieben, nicht nur, weil es lustig war, sondern weil diese potentielle Fehlerquelle zu kennen weltweit viel Zeit und Arbeit sparen half. Dafür schulden wir ihr Dank.

Hätte es was geändert, wäre sie ein Mann gewesen?

Keine Ahnung. Ist das wichtig?


Viewing all articles
Browse latest Browse all 54

Trending Articles